
Bausparvertrag und die Opportunitätskosten!
- Sascha Lux
- 23. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Bausparen hat in Deutschland fast schon Traditionsstatus. Über 22 Millionen Verträge gibt es, mit einer Gesamtsumme von knapp einer Billion Euro. Kaum ein Finanzprodukt wird so selbstverständlich abgeschlossen — meist ohne nachzurechnen, ob es überhaupt noch zeitgemäß ist. Wer sich die Zahlen nüchtern ansieht, erkennt schnell: Bausparen ist in den meisten Fällen eine teure Illusion von Sicherheit, die für die Anbieter ein Bombengeschäft ist — für die Kunden aber oft ein Renditekiller.
Die eigentlichen Kosten liegen nicht in der bekannten Abschlussgebühr oder den Verwaltungskosten. Der wahre Preis steckt in den Opportunitätskosten: Das Geld liegt jahrelang mit mickrigen Zinsen gebunden, während es an anderer Stelle längst Vermögen aufbauen könnte. Wer das übersieht, zahlt für ein bisschen gefühlte Sicherheit am Ende mit richtig viel entgangener Rendite.
Ein praktisches Beispiel macht es klarer. Ein Vertrag über 60.000 Euro heißt: Du musst rund 40 Prozent davon selbst ansparen — also 24.000 Euro. Mit einer realistischen Sparrate von 130 Euro pro Monat dauert es rund 15 Jahre, bis du die Summe erreicht hast. Das „Dankeschön“ der Bausparkasse: 0,1 Prozent Guthabenzins, während du gleichzeitig eine Abschlussgebühr von über 700 Euro bezahlst. Würde man dieselbe Summe in einen breit gestreuten Sparplan mit sechs Prozent Rendite stecken, hätte man nach 15 Jahren über 50.000 Euro beisammen. (Oh, gar kein Darlwhen mehr nötig? ) Das ist mehr als doppelt so viel wie das träge Guthaben im Bausparvertrag.
Der angebliche Vorteil taucht erst später auf: Du bekommst ein Darlehen von 36.000 Euro zu 2,5 Prozent, während der Marktzins vielleicht bei fünf Prozent liegt. Klingt gut — spart aber bei realistischer Laufzeit höchstens 13.500 Euro Zinsen. Verglichen mit dem, was du vorher an Rendite verschenkst, bleibst du trotzdem auf einem Minus von fast 20.000 Euro sitzen. Damit sich ein Bausparvertrag mit 2,5 Prozent Darlehenszins wirklich lohnt, müsste der Marktdarlehenszins in 15 Jahren bei mindestens sechs Prozent oder mehr liegen — also deutlich über dem, was man aktuell selbst bei steigenden Zinsen erwartet.
Und selbst wenn man das Darlehen im Vertrag zu einem extrem niedrigen Zins von nur 1 Prozent festschreibt, verschiebt sich die Rechnung kaum zu deinen Gunsten. Dann bräuchte es immerhin einen Marktdarlehenszins von etwa 5 Prozent, damit der Bausparvorteil die verlorene Rendite überhaupt auffängt. Mit anderen Worten: Selbst bei Traumkonditionen auf dem Papier bleibt es oft ein Verlustgeschäft.
Und das Schärfste daran: Für einen Hauskauf oder Neubau reicht diese Bausparsumme sowieso nicht. Fast jeder, der wirklich baut oder kauft, braucht zusätzlich eine Bankfinanzierung — zu ganz normalen Marktkonditionen, ohne Bausparvorteil. Der Bausparer deckt bestenfalls ein bisschen Nebenkosten oder eine kleine Renovierung ab. Für alles andere ist er schlicht zu klein und zu teuer erkauft.
Warum wird Bausparen dann immer noch so massiv verkauft? Die Antwort ist simpel: Für Banken, Versicherungsverkäufer und Bausparkassen ist es ein Selbstläufer. (Ja, auch ich hatte Ziele wie „Bausparstücke“ als Allianz Vertreter, mit entsprechender Bonifikation bei Erreichung, Spoiler- nie erreicht!). Abschlussgebühr einkassieren, das Geld billig verwalten, später das Darlehen als fest kalkulierbare Einnahmequelle sichern. Ein sicheres, planbares Geschäft für die Anbieter — ein Renditegrab für viele Sparer.
Dabei wäre die Lösung einfach: Wer sein Geld klug in einem Sparplan oder einer flexiblen Anlage nutzt, baut über die Jahre mehr Vermögen auf, hat mehr Eigenkapital und spart sich das teure Festzurren eines vermeintlich günstigen Darlehens. Sicherheit darf etwas kosten — aber wer den Preis nicht kennt, zahlt zu viel.
Deshalb gilt auch hier: Ehrlich durchrechnen statt schönreden. Wer wissen will, ob sich der eigene Bausparvertrag überhaupt lohnt oder ob das Geld nicht woanders mehr für ihn tut, sollte seine Zahlen auf den Tisch legen. Es lohnt sich jedes Mal — versprochen.









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