
Der Mythos vom Cost Averaging Effect – Warum der Cost Averaging Effect nur ein Märchen ist
- Sascha Lux
- 12. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Mai
Vielleicht hast du schon vom sogenannten „Cost Averaging Effect“ gehört – auf Deutsch der „Durchschnittskosteneffekt“. Die Idee klingt verlockend einfach: Wenn du regelmäßig einen festen Betrag investierst, kaufst du bei hohen Kursen weniger Anteile und bei niedrigen Kursen mehr. Das soll dir langfristig einen günstigeren Durchschnittspreis verschaffen und vor den Schwankungen des Marktes schützen. Klingt doch wie ein kleines Wunder, oder? Leider ist das meistens genau das – ein Märchen.
Was steckt hinter dem Cost Averaging Effect?
Der CAE wird oft als die perfekte Methode verkauft, um Schwankungen an den Märkten zu „überlisten“. Die Idee ist, dass du langfristig einen stabileren, günstigeren Einstiegspreis erzielst, indem du einfach regelmäßig den gleichen Betrag investierst, egal ob die Kurse hoch oder niedrig stehen. Dadurch soll das Risiko verringert und der Gewinn maximiert werden – zumindest in der Theorie.
Die Wahrheit: Der Effekt existiert in der Realität oft gar nicht
Gerd Kommer, ein renommierter Experte für Finanzprodukte, hat den Cost Averaging Effect genauer untersucht und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Der Effekt hält in der Praxis meist nicht, was er verspricht. Hier sind die wichtigsten Punkte, die zeigen, warum der Cost Averaging Effect nur ein Märchen ist:
1. Unrealistische Marktbeispiele: In vielen Berechnungen und Werbeversprechen wird der CAE mit idealisierten Kursschwankungen veranschaulicht: Die Kurse gehen rauf, runter, rauf, runter – wie auf Bestellung. Aber das echte Marktverhalten ist viel weniger vorhersehbar und oft weitaus unspektakulärer. Die vielen schönen Schwankungen, die in den Beispielen den CAE so gut aussehen lassen, kommen in der Realität selten so vor.
2. Irreführende Berechnungen: In vielen Beispielen wird die Berechnung des Durchschnittspreises so vereinfacht und angepasst, dass der Cost Averaging Effect vorteilhafter erscheint, als er ist. Eine Studie von Vanguard, einem der größten Vermögensverwalter, zeigt sogar, dass das sogenannte Cost Averaging langfristig meist keine Vorteile bringt. Die Studie belegt, dass eine Einmalanlage über lange Zeiträume in etwa zwei Drittel der Fälle besser abschneidet als der CAE.
3. Einmalanlagen schneiden oft besser ab: Wenn du direkt den vollen Betrag investierst (anstatt monatlich kleinere Beträge), kann dein gesamtes Kapital sofort vom Wachstum des Marktes profitieren. Beim CAE hingegen bleibt ein Großteil deines Geldes zunächst draußen und verpasst mögliche Kursgewinne. Die Vanguard-Studie aus 2009 zeigt: In den meisten Fällen bringt eine Einmalanlage höhere Renditen.
4. Gezielte Zeiträume, um den CAE gut aussehen zu lassen: Oft werden für die Darstellung des CAE Zeiträume mit starken Schwankungen herangezogen. So wirkt es, als hätte der CAE in jeder Situation einen Vorteil. In stabileren Marktphasen zeigt sich jedoch schnell, dass der CAE keinen systematischen Vorteil bietet und oft sogar schlechter abschneidet.
Warum wird der CAE trotzdem so oft beworben?
Einfach gesagt: Der Cost Averaging Effect klingt super und lässt sich leicht erklären. „Du musst nichts weiter tun, einfach regelmäßig investieren, und alles wird gut.“ Viele Vermittler nutzen dieses Argument, ohne sich selbst tiefgehend mit dem Thema zu beschäftigen. Studien wie die von Gerd Kommer oder Vanguard werden selten herangezogen, um die Strategie kritisch zu hinterfragen. Schließlich ist die Idee, dass man sich um nichts kümmern muss, natürlich verlockend.
Was bedeutet das für dich?
Sei vorsichtig mit allzu schönen Märchen in der Finanzwelt. Der Cost Averaging Effect klingt nach einer cleveren Strategie, bringt dir aber langfristig oft nicht die besseren Renditen. Wenn du die Möglichkeit hast, einen größeren Betrag auf einmal zu investieren, kann das oft sogar die bessere Wahl sein.
Lass dich nicht von Marketing-Argumenten oder einfachen Slogans leiten. Hinterfrage solche Versprechen kritisch und informiere dich gut – und lass dich nicht von vermeintlichen Wunderlösungen in die Irre führen!









Kommentare