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Basisrente: Lebenslang gebunden und oft falsch beraten

Ein aktuelles Urteil des Landgerichts Stuttgart (Az. 18 O 117/23) bringt ein Thema ins Rampenlicht, über das ich hier schon öfter geschrieben habe: Die Basisrente – oder besser gesagt: das, was man sich mit der Unterschrift unter so einen Vertrag tatsächlich einhandelt.


In diesem Fall wurde ein Versicherungsvermittler zur Rückabwicklung einer Basisrentenversicherung verurteilt – wegen mangelhafter Aufklärung. Es ging unter anderem um hohe Kosten, geringe Flexibilität und die Tatsache, dass der Kunde sich mit der Entscheidung lebenslang gebunden hat.


Und genau das ist der Punkt.



Was ist die Basisrente überhaupt – und warum wurde sie eingeführt?


Die Basisrente, auch bekannt als Rürup-Rente, wurde 2005 eingeführt – also vor fast 20 Jahren.

Ziel war es damals, vor allem Selbstständigen und Gutverdienern eine steuerlich geförderte Altersvorsorge zu ermöglichen, die – ähnlich wie die gesetzliche Rente – lebenslange Leistungen garantiert.


Die Idee war für die damalige Zeit nachvollziehbar.

Aber: Was hat sich in den letzten 20 Jahren bitte alles verändert?

Die Arbeitswelt, die Zinslandschaft, die Kapitalmärkte, das Sicherheitsbedürfnis, die Flexibilität im Leben – alles hat sich weiterentwickelt. Nur die Basisrente steht noch da, wie eingefroren im Jahr 2005.


Und genau da liegt das Problem.



Einmal unterschrieben – für immer festgelegt


Wer eine Basisrente abschließt, schließt mehr als einen Sparvertrag.

Er schließt damit auch viele Türen:

• Kein Zugriff auf das Geld vor Rentenbeginn

• Keine Kapitalauszahlung

• Keine Kündigung im klassischen Sinne


Man ist – und das meine ich ganz ohne Übertreibung – ab dem Moment der Unterschrift für Jahrzehnte festgelegt.

Selbst wenn sich das Leben verändert, das Einkommen wegbricht oder neue Chancen auftauchen: Der Vertrag bleibt. Und damit die Verpflichtung.


Das ist kein flexibles Vorsorgemodell.

Das ist ein Konzept, das vorgibt, wie du später einmal zu leben hast – ohne Rücksicht auf das, was sich unterwegs verändern könnte.




Und dann wäre da noch das Märchen von der Steuerersparnis…


Die Basisrente wird oft mit vermeintlich großen Steuervorteilen beworben.

„Du kannst Beiträge absetzen!“ – ja, das stimmt.

Aber: Du zahlst später auch auf die komplette Rente Steuern.


Und ob das für dich wirklich vorteilhaft ist, hängt von vielen Faktoren ab: deinem Steuersatz heute, deinem Steuersatz im Ruhestand, der Gesetzeslage in 30 Jahren – und nicht zuletzt von deiner Lebenserwartung.


Ich habe darüber bereits einen separaten Artikel geschrieben – und ich bleibe dabei:

Die Steuerersparnis ist ein Märchen, wenn man die Opportunitätskosten ehrlich mit einrechnet.

Denn während du Jahrzehnte gebunden bist, verliert dein Kapital an Flexibilität, Zugänglichkeit – und in vielen Fällen an Rendite.



Was das Urteil zeigt – und was du daraus mitnehmen solltest


Das Urteil aus Stuttgart ist kein Einzelfall.

Es ist nur sichtbar geworden, weil ein Kunde den Mut hatte, sich zu wehren – und vor Gericht zu ziehen.


Die Wahrheit ist: Viele andere finden sich einfach mit ihrem Vertrag ab.

Sie wissen gar nicht, was sie unterschrieben haben. Oder sie spüren, dass es nicht passt – glauben aber, es sei „zu spät“ oder „halt so bei Rente“.


Das macht solche Urteile nicht zur Ausnahme – sondern zur Spitze des Eisbergs.


Und ja, ich kenne viele Vermittler:innen, die mit bestem Gewissen beraten.

Aber ich weiß auch: Die Basisrente ist komplex. Sie braucht Aufklärung, Ehrlichkeit.



Fazit: Die Basisrente ist aus meiner Sicht das schlechteste Vorsorgeprodukt überhaupt


Ja, das ist deutlich formuliert – aber ich stehe dazu.

Es gibt aus meiner Sicht nichts Unflexibleres, nichts Bindenderes und nichts mit höheren Opportunitätskosten.

Und gerade in einer Zeit, in der es moderne, durchdachte Alternativen gibt, ist das umso schwerer nachvollziehbar.


Denn: Es geht auch anders.


Altersvorsorge muss heute flexibel sein.

Sie muss zu deinem Leben passen – nicht dein Leben zum Vertrag.

Sie muss steuerlich durchdacht, aber nicht davon getrieben sein.

Und vor allem: Sie muss dir echte Freiheit bringen – nicht die Illusion von Sicherheit.





 
 
 

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